Sonntag, 12. September 2010

Liebe – Ein wahrlich unordentliches Gefühl?

Man verliebt sich nicht in einen Menschen, sondern immer nur in eine Vorstellung von ihm. „Wenn wir uns verlieben und diese Liebe erwidert wird, erschaffen wir uns eine großartige Illusion: Wir glauben, dass nahezu alles an dem anderen wunderbar ist.“ In seiner blinden Verliebtheit sieht man nur die positiven Seiten des anderen und erst im Laufe der Zeit erkennt man auch seine negativen Eigenschaften: „Sah der Verliebte zuvor nur das Lächeln der Geliebten, so treten die Zahnlücken nun deutlich zutage. Die Schmetterlinge verwandeln sich wieder in Raupen.“ Die Beziehung kriselt.

Den Richtigen oder die Richtige zu finden ist jedoch eine recht schwierige, wenn nicht unmögliche Angelegenheit. Man sucht jemanden, der einem ähnlich und der gleichzeitig anders als man selbst ist. Zu ähnlich darf ein Partner nicht sein, sonst fehlt die Aufregung und eine Beziehung wird langweilig, zu verschieden dürfen zwei Menschen aber auch nicht sein, sonst gibt es keine Harmonie und es kommen schnell Meinungsverschiedenheiten auf. „In der Realität gehört die Unordnung zur Liebe dazu wie der Alkohol ins Bier. Tatsächlich nämlich suchen wir in der Liebe Nähe und Distanz, intuitives Verständnis und Rückzugsräume, Sanftheit und Härte, Macht und Ohnmacht, Heilige und Hure, Großwildjäger und Familienvater. Und manchmal suchen wir nicht das eine nach dem anderen, sondern alles durcheinander, schwer zu entwirren, gleichzeitig und irgendwie doch nicht gleichzeitig.“


Die geschilderten Argumente sind zwei von vielen, welche Richard David Precht in seinem Buch „Liebe – Ein unordentliches Gefühl“ aufführt, um darzulegen, dass jede Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Man sollte sich wohl besser nie verlieben…
Der Autor wird dem Titel seines Buches auf jeden Fall gerecht, allerdings betrachtet er die ganze Problematik meiner Meinung nach viel zu einseitig. Es besteht doch auch die Möglichkeit, dass zwei Menschen zueinander finden und glücklich miteinander sind, oder?

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